Jeroným DE

🇩🇪 Vor dem Portal – Einführung

Mitteleuropa ist bekannt für seine reiche Bergbaugeschichte. Schon seit dem Mittelalter spielten die böhmischen Länder eine wichtige Rolle beim Erzabbau. Im weltberühmten Bergbauzentrum Jáchymov arbeitete der „Vater des Bergbaus und der Mineralogie“, Georgius Agricola.

Neben Gold und Silber wurde hier vor allem Zinn gefördert, hauptsächlich im Slavkovský-Wald (Kaiserwald) und im Erzgebirge. Zunächst wurde Zinn durch Waschen (Seifen) gewonnen, später baute man es aus tieferen Lagerstätten ab.

Der Slavkovský-Wald liegt in Westböhmen zwischen den Städten Kynšperk nad Ohří, Karlovy Vary und Mariánské Lázně, etwa 130 km westlich von Prag. Heute ist er ein Landschaftsschutzgebiet mit ursprünglicher Natur und gilt als einer der schönsten Teile Westböhmens.

🇩🇪 Grube Jeroným – Geschichte

Die Anfänge des Tiefbaus am Standort Čistá (Lauterbach) reichen in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück, nachdem die umliegenden Seifen erschöpft waren. Zinn wurde in dieser Gegend schon im 14. Jahrhundert durch Seifen gewonnen.

Die Grube Čistá erreichte nie die Bedeutung der Bergbauregionen Krásno und Horní Slavkov, wurde aber bereits am 1. Januar 1548 offiziell vom Bergamt erfasst. Der Bergbau entwickelte sich rasch – am 20. Juni 1551 verlieh König Ferdinand Čistá die Bergrechte und die Privilegien einer königlichen Bergstadt. Diese Rechte wurden später von weiteren Herrschern bestätigt und erweitert.

Die Stadt hatte eine eigene Zinnwaage, eine Zinnhütte und das Recht, Holz in den königlichen Wäldern frei zu schlagen. Das Zinnerz wurde mit der Methode des „Feuersetzen“ abgebaut: Das Gestein wurde mit Holzfeuern stark erhitzt und dann mit Wasser abgeschreckt. Durch den plötzlichen Temperaturwechsel entstanden Risse im Gestein, die das Abbrechen mit einfachen Handwerkzeugen erleichterten. Die gesamte Förderung erfolgte damals von Hand, ohne Maschinen.

Im Jahr 1772 zerstörte ein großer Stadtbrand fast alle schriftlichen Unterlagen, daher sind viele Informationen verloren gegangen. Aus wenigen erhaltenen Dokumenten weiß man, dass der Bergbau im 17. und 18. Jahrhundert stark zurückging und vor allem betrieben wurde, um den Status als Bergstadt zu bewahren. Im Jahr 1619 wurden nur noch ca. 3.200 kg Zinn gefördert, 1740 waren es nur 250 kg. 1847 galten die Gruben offiziell als erschöpft.

Gelegentliche Förderung gab es noch – 1887 wurden Stollen und Schächte wieder freigelegt und eine kleine Menge Zinn abgebaut. Noch 1905 wurde in einigen Kammern gearbeitet, doch nach dem Ersten Weltkrieg kam der Betrieb endgültig zum Erliegen. Insgesamt wurden in Čistá über die Jahrhunderte geschätzt 500–700 Tonnen Zinn gefördert.

Während des Zweiten Weltkriegs (1940–1943) führte die Firma Egerlander Erzbergbau GmbH erneute Erkundungsarbeiten durch. Der Stollen und Schacht Jeroným wurden wieder freigelegt und bis zu einer Tiefe von 26 Metern gereinigt. Ein größerer Abbau kam jedoch nicht mehr zustande, nur Testverarbeitungen wurden durchgeführt.

Nach dem Krieg wurden nur noch geologische Untersuchungen durchgeführt (1964–1966). Diese bestätigten etwa 2,5 Millionen Tonnen Zinn-Wolfram-Erz, das industriell nutzbar wäre. Die mittelalterlichen Kammern, die durch Feuersetzen geschaffen wurden, blieben dabei unbeschädigt.

Im Jahr 1982 entdeckte Herr František Baroch bisher unzugängliche Grubenräume in der Nähe der Grube Jeroným. Diese alten Gruben sind trocken und entwässern noch immer über den Stollen Jeroným. Wahrscheinlich wurden sie Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts durch Einbrüche vom Hauptbergwerk abgetrennt und sind seither unberührt geblieben. Viele Wände und Decken sind noch immer schwarz vom Ruß des Feuersetzens. Überall sind noch die Spuren der Werkzeuge der Bergleute zu sehen.

Die meisten Gänge sind heute mit feinem Sand gefüllt, der durch Sickerwasser eingetragen wurde. Die neu entdeckten Räume wurden gesichert, und ein Eingang mit Steinportal wurde durch die Firma GEOMONT Příbram errichtet – finanziert vom tschechischen Umweltministerium.

Die gesamte Grube Jeroným wurde am 16. Februar 1990 zum Kulturdenkmal erklärt (Reg.-Nr. 4515).

1994 beauftragte das Bezirksmuseum Sokolov GEOMONT mit einer Studie über die künftige Nutzung der Grube – z. B. für Bergbautourismus, Geologie, Forschung und Kultur. Heute koordiniert die Georgia-Agricola-Stiftung die Erhaltung des bergbaulichen Erbes im Slavkovský-Wald.

🇩🇪 Gegenwart

Im Jahr 2008 ging die gesamte Grube Jeroným (vorher unter Verwaltung des Umweltministeriums und der Firma DIAMO) in das Eigentum der Region Karlsbad über. Für die Verwaltung ist heute das Museum Sokolov zuständig. Im gleichen Jahr wurde die Grube zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt.

Um den Besuchern den Zugang zu ermöglichen, wurden Pläne für eine unterirdische Besichtigungsroute sowie für ein Besucherzentrum mit Parkplatz erstellt. Ein Förderantrag wurde 2011 gestellt, aber nicht bewilligt. Ein zweiter Antrag 2014 war erfolgreich. So konnte ein Teil der Grube im Herbst 2013 mit Unterstützung der Georgia-Agricola-Stiftung, der Region Slavkovský les und der Region Karlsbad für Besucher eröffnet werden.

⚠️ Wichtiger Hinweis:
 Da Jeroným ein Nationales Kulturdenkmal ist, soll die Grube so original wie möglich erhalten bleiben. Deshalb gibt es nur minimale Eingriffe in die Gänge und Kammern. Die Route ist daher anspruchsvoller – Besucher müssen auf den unebenen Boden und niedrige Decken achten.

📌 Eingangsportal und Stützen

Das Eingangsportal wurde in den 1990er Jahren neu gemauert. Der Stollen ist mit Stahlstützen (sogenannte Hajcmany) gesichert und mit Beton bespritzt. Früher war hier eine Holzauszimmerung, die später entfernt wurde. Die Stahlstützen sind unter den Treppen am Eingang gut zu sehen.


📌 Lager

Das Lager gehört nicht zur Besichtigungsroute. Hier wird Material gelagert. Der Gang endet nach etwa 7 Metern und ist vollständig mit Stahlstützen ausgebaut.


📌 Mineralogie- und Geologie-Kammer

Hier befindet sich ein Granitblock mit Zinnerz (Kassiterit) aus Přebuzi (gestiftet von Petr Rojík) sowie ein Stein mit Quarzkristallen und violettem und grünem Fluorit aus Jeroným.

Früher wurde das Erzgestein zerkleinert und durch Schwerkraft (Siebung) getrennt. Zinn ist schwerer als das umgebende Gestein (meist Quarz oder Granit) und konnte so leichter abgeschieden werden. Nach dem Sortieren betrug das Verhältnis meist 50 % Zinnerz zu 50 % taubem Gestein. Das Erz wurde dann gewogen, in Hütten geschmolzen und zu Haushaltswaren wie Geschirr oder Besteck verarbeitet.

📌 Geschichte des Zinnbergbaus im Slavkovský-Wald

Die Seifen-Gewinnung von Zinn im Slavkovský-Wald gilt als die älteste in Böhmen. Vermutlich stand sie in Verbindung mit dem Kloster Teplá, das 1197 gegründet wurde.

Im Zusammenhang mit dem Zinnabbau entstanden drei wichtige Bergbauzentren: Horní Slavkov, Krásno und Čistá. Horní Slavkov wurde 1390 zum Städtchen erhoben. Bedeutender als Slavkov war im 14. Jahrhundert Krásno, wo es seit 1355 ein Berggericht und eine Zinnwaage gab. Čistá wurde etwas später Bergstadt, spielte aber im neuzeitlichen Bergbau nur eine kleine Rolle.

Das böhmische Zinn hatte im Mittelalter eine bedeutende Stellung auf dem europäischen Markt. Für die Jahre 1500 bis 1620 schätzt man, dass in den böhmischen Ländern rund 55.000 Tonnen Zinn aus gefördertem Erz produziert wurden – ein großer Teil davon stammte aus dem Slavkovský-Wald.

Obwohl die Grube Jeroným von der Fördermenge her nie besonders groß war, liegt ihre heutige Bedeutung darin, dass sie im ursprünglichen Zustand erhalten blieb. Im Gegensatz zu den Gruben in Krásno und Horní Slavkov kann man hier noch gut erkennbare Spuren der alten Werkzeuge, geschwärzte Wände vom Feuersetzen und weitere Belege für die historischen Abbaumethoden sehen.

📌 Kapelle

Die Kapelle zeigt, wie der Stollen unter der darüber verlaufenden Straße abgestützt wird. Wegen ihrer bogenförmigen Form erhielt sie den Namen „Kapelle“. In einer von Hand gehauenen Nische steht die Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute.

Über der Kammer verläuft die Straße über eine versenkte Betonbrücke, die in den 1990er Jahren gebaut wurde – an der Oberfläche erkennt man sie an Rissen im Asphalt.
 Unterhalb der Kapelle, auf der linken Seite, befindet sich eine kleine Kammer mit deutlichen Spuren des Abbaus mit Handwerkzeugen.


📌 Fledermaus-Kammer

Die Grube Jeroným ist ein beliebtes Winterquartier für Fledermäuse. Jeden Herbst (etwa im Oktober, je nach Witterung) fliegen die Fledermäuse in die Grube ein, um zu überwintern. Im Frühjahr (März–April) verlassen sie die Grube wieder.

Während dieser Zeit muss im Stollen absolute Ruhe herrschen – Führungen und Arbeiten sind streng verboten. Jedes Jahr im Februar werden die Fledermäuse gezählt. In der Saison 2024–2025 wurden 458 Tiere erfasst (bei einem strengen Winter), darunter auch die seltene Bechsteinfledermaus, die in Westböhmen erst zum zweiten Mal gesichtet wurde. Insgesamt leben hier etwa sechs Arten. In einem milden Winter wie 2013–2014 wurden nur ca. 90 Tiere gezählt.

An den Wänden der Kammer sind noch deutliche Spuren der Handarbeit zu sehen. Der Übergang in die nächste Kammer ist ein steiler Abstieg, daher ist besondere Vorsicht geboten.

📌 Feuersetzen-Kammer

Hier sieht man gut erhaltene Beispiele für schwarz gefärbte Wände, die beim Feuersetzen entstanden. Bei dieser alten Abbaumethode wurde das Gestein mit großen Holzfeuern stark erhitzt und danach mit Wasser abgeschreckt. Der schnelle Temperaturwechsel ließ das Gestein aufreißen, so dass es mit Meißel und Hammer leichter gebrochen werden konnte.

Die Kammer zeigt schöne von Hand gehauene Stollen. Der tägliche Vortrieb war extrem langsam – die Bergleute kamen pro Tag nur 1–2 cm für den gesamten Tunnelquerschnitt voran.

Unter dem Steg sieht man originale Holzrinnen, die ihre Form dank der stabilen Temperatur und Feuchtigkeit im Stollen bis heute bewahrt haben. Sie dienten dazu, Wasser an den Wänden entlang abzuleiten.


📌 Eisenwasser-Kammer

Diese Kammer wurde nach ihrem rötlich gefärbten Gestein benannt. Das Eisen im Wasser fällt aus und färbt den Stein dort rot, wo das Wasser an den Wänden herunterrinnt.

Die Grube Jeroným wird auf natürliche Weise belüftet, über zwei bis drei Stellen. Ein Lüftungsschacht liegt um die Ecke in der oberen Kammer und ist an der Oberfläche als gemauerter Schornstein auf einem Feld zu sehen. Hier gibt es eine geringe Radonbelastung, die das Museum Sokolov gesetzlich überwachen muss.

Die Bergleute früher hatten nur sehr wenig Licht – sie nutzten einfache Öllampen oder Kerzen. 2023 fand in dieser Kammer sogar eine Hochzeit statt!


📌 Arbeitskammer

Diese Kammer war früher über senkrechte Schächte (Schächte) erreichbar. Der Schacht näher an der Kammer wurde in den 1990er Jahren angelegt und ist 24 Meter tief. Der Ausgang befindet sich auf einer Betonfläche bei einer großen Pinge.

Ein weiterer Schacht stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde beim Freilegen des neueren Schachts wiederentdeckt. Er wurde nach alter Bauweise mit Holz ausgebaut. Seitliche Kammern wurden gesichert und verfüllt.

Vor einigen Jahren war die Kammer überflutet. Das Wasser wurde über eine Abflussroute herausgepumpt. Das Entfernen des angeschwemmten Materials und das Freilegen neuer Räume ermöglichten es, dass das Wasser jetzt in andere Teile des Entwässerungssystems abgeleitet wird.

Der Einbruch wurde von Hand entfernt – das Material wurde in Eimer gefüllt, auf einer Lore transportiert und mit einer Winde hochgezogen. Oben wurde es in einen großen Förderkübel (Skip) entleert und über den Schacht an die Oberfläche gebracht.

Weitere Arbeiten sicherten den Einbruch mit Stahlstützen (Hajcmany). Ein verstärkter Gang führt von hier in die „R“-Kammer.

📌 Kammer „R“

Diese Kammer war früher vollständig mit Sand und Schlamm verfüllt. Die Freilegung begann 2011. 2014 wurden durch das Reinigen eines Nebengangs neue Räume entdeckt. In der Kammer sieht man einen Holzboden, der nach alter Technik gebaut wurde. Das „Geländer“ besteht aus originaler Rundhölzern. Außerdem gibt es ein Holzrohr, das Teil einer alten Wasserpumpe war. In einer Nische steht der Bergkönig Gultun, eine Sagengestalt der Berggeister (Permoníci).


📌 Kammer „S“

Die letzte Kammer ist blind abgeschlossen. Hier sammelt sich Wasser, das regelmäßig abgepumpt werden muss. In der Kammer sind Initialen „P.H.“ mit Datum eingraviert. Die instabile Decke ist mit einer traditionellen Holzsicherung (Hrání) abgestützt.


📌 Übergang zwischen Arbeitskammer und „T“

An dieser Stelle müssen Besucher besonders vorsichtig sein – der Gang ist eng und niedrig. Der Einbruch darüber wird von der Oberfläche aus gesichert und ist dort als große Pinge sichtbar. Stahlstützen (Hajcmany) und Stahlrohre („Union“-Rohre) sichern den Bereich zusätzlich.


📌 Kammer „T“

Dieser Raum wurde 2014 entdeckt. Trockene Mauern stützen einen instabilen Pfeiler, dessen Zustand regelmäßig überwacht wird. 2017 wurden etwa 1 Meter Material entfernt, um die heutige Sohlenhöhe zu erreichen. In der Decke sind Risse im Fels gut zu erkennen.


📌 Übergang „A2“

Der Übergang erfolgt über eine Holzbrücke. An den Wänden erkennt man noch Rußspuren vom Feuersetzen.


📌 Kammer „B2“

Unter den Stufen befindet sich eine alte Steinmauer, die früher Wasser zurückhielt. Die Kammerwände sind durch ausgefallenes Eisen (Hämatit) rot gefärbt. Handgehauene Steinstufen führen durch ein ursprüngliches, ausgehauenes Portal in die Kammer „C2“. Aus „B2“ fließt Wasser vermutlich weiter in die alten Entwässerungsstollen (ODD) und von dort in den Erbstollen Jeroným.

Ein enger, von Hand gehauener Gang führt weiter in die Kammer „D2“, wo die Initialen „MF“ mit einem Bergmannszeichen eingraviert sind. Dahinter erkennt man einen Einbruch zur alten KŠ I-Schachtanlage. Am oberen Ende von „B2“ sieht man Einkerbungen, die früher Holzbalken trugen, um einen Boden oder eine Plattform zu befestigen. In der Decke mündet ein kleiner Stollen in die Kammer.

Hier endet die Standardroute. Wer will, kann den „Extremweg“ weitergehen – durch enge, niedrige Gänge. An manchen Stellen sind noch Spuren von Sprengungen aus dem 17. Jahrhundert zu sehen. Der Extremweg endet in den alten Entwässerungsstollen (ODD). Von dort klettern Besucher über Leitern einen Schacht von etwa 30 Metern hinauf an die Oberfläche.


📌 Kammer „C2“

Die Kammer war ursprünglich ein einfacher Stollen, der später von oben nach unten erweitert wurde. Sie gehört zu den ältesten Teilen der Grube. Hier sieht man noch deutliche Spuren von Meißelarbeiten. Von „C2“ gelangt man zum KŠ I-Schacht. An der Wand sieht man die Kontaktzone zwischen Granit und Gneis – einer der Erz-reichsten Bereiche der Grube. Eine ausgehauene Rinne (Úpadnice) Richtung „D2“ diente vermutlich zur Ableitung von Wasser aus dem Schacht KŠ I.