Die alten Halden der Kupferminen auf Tisovec sind ein einzigartiges Beispiel von Bergbauspuren und dementsprechend eine bedeutende Lokalität im Bayerisch-Böhmischen Geopark. Auf den Halden setzten sich zunächst sekundäre Heiden durch, die für das Auftreten von terricolen (auf dem Boden wachsenden) und saxicolen (auf dem Gestein wachsenden) Flechtenarten besonders günstig sind.
Luftaufnahme aus dem Jahre 1953 (Cenia, VGHMÚŘ Dobruška)
Typische terricole Arten der Heiden in Tisovec sind Cetraria islandica, Cetraria aculeata, Cladonia arbuscula s.l., Cladonia uncialis, C. verticillata, Cladonia macilenta, Cladonia coccifera s.l., Cladonia furcata, Cladonia strepsilis, Dibaeis baeomyces, Baeomyces rufus. Erhöhte Gehalte an Schwermetallen und die Größe der Blöcke führen zu einer verlangsamten Ausbreitung der Heide, was die seltenen, wenig wettbewerbsfähigen Spezies wie Pycnothelia papillaria, Stereocaulon nanodes oder S. condensatum ausnutzen. In den Heiden selten sind Cladonia glauca oder Stereocaulon dactylophyllum.
Luftaufnahme aus dem Jahre 2007 mit den Lokalitäten (Cenia, VGHMÚŘ Dobruška)
Eine artenreiche Flechtenflora wurde auch auf den Phyllitblöcken beobachtet. Weit verbreitet sind einige seltenere Stereocaulon-Arten wie zum Beispiel S. vesuvianum oder S. pileatum. Stark vertreten sind auch die seltenen, auf Substrate mit erhöhtem Metallgehalt gebundenen Flechten. Sehr häufig sind Lecanora subaurea, Lecidea silacea und Acarospora sinopica, etwas seltener Lecanora handelii und Lecanora soralifera. Zwischen den Thalli von Lecanora subaurea sind vereinzelte, blass ocker bis orange-braune Fruchtkörper von L. gisleriana zu finden. Arten eisenreicher Substrate wie z. B. Acarospora rugulosa und Rhizocarpon oederi sind selten. Die letztgenannte Art konnte kommt im Gebiet nur an einem Ort vor und die erst vor kurzem entdeckte Rhizocarpon ridescens ist in der Tschechischen Republik nur vom Tisovec bekannt.
Die Bergbauhalden – charakteristische Mosaik von Heiden und Steinfeldern
Die sekundären Heiden von Tisovec sind seit 2009 FFH-Gebiet.
Text und Foto: Josef Halda und Petr Uhlík
Übersetzung/Překlad: Ulf Schiefelbein
Acarospora rugulosa Körb
Acarospora sinopica (Wahlenb.) Körb
Lecanora handelii J. Steiner
Lecanora subaurea Zahlbr. (gelbgrüner Thallus mit grünen Fruchtkörpern) & L. gisleriana Müll. Arg. em. J. Steiner (braunorange Fruchtkörper)
Lecidea silacea Ach. (Rostrote Schwarznapfflechte)
Pycnothelia papillaria (Ehrhr.) Dufour
Rhizocarpon ridescens (Nyl.) Zahlbr
Foto 1: Stereocaulon dactylophyllum Flörke
Foto 2: Stereocaulon pileatum Ach.
Foto 3: Stereocaulon spp.: S. condensatum Hoffm. (links), S. vesuvianum Pers. (rechts).